Mal wieder ein Thriller aus dem Army-Millieu mit Erotik-Touch der deutlich
heftigeren Art. Naja...
Paul Brenner (gespielt von John Travolta - und wie immer seit "Pulp
Fiction" übergewichtig-schwabbelig) ist Soldat bei dem Dienst "CID".
(Immerhin, durch diesen Film habe ich endlich mal erfahren, was diese
Abkürzung wirklich bedeutet: Criminal Investigation Division.)
Paul ist also eine Art Militärpolizist für kriminelle Machenschaften bei
den amerikanischen Militärs. Wobei natürlich betont werden muß, daß er
diese Fälle nicht unterstützt, sondern vielmehr aufzuklären versucht.
Eingangs des Films löst er den Fall einer Waffenschieberei, indem er den
Hauptverdächtigen mal eben erschießt - mit einem flotten Spruch auf den
Lippen.
Es wird schnell deutlich: Dieser Paul ist ein Zyniker, aalglatt bis
schmierig. Und dennoch bis ins Mark hinter nichts als der Wahrheit her...
Gleichzeitig ist er ein Paranoiker, der sein Hausboot nicht verläßt, ohne
mittels Speichel ein Haar zwischen Tür und Rahmen anzupappen.
Während seiner Ermittlungen zu dem o.g. Fall lernt er Captain Elisabeth
Campbell kennen, die ihm einen platten Reifen an seinem Jeep wechselt. Er
ist überrascht, und er fühlt sich von der Dame durchaus so sehr angezogen,
daß er die Lady in ihrem Büro in der Abteilung für psychologische
Kriegsführung aufsucht, um sich zu bedanken. Es verwundert ihn ein wenig,
daß seine Form des Dankes, ein Präsentkorb, auf derart kühle Erwiderung
trifft.
Einen Tag darauf wird er zu einem Einsatz gerufen. Eine nackte Frau liegt
mit Händen und Füßen an in den Boden eingeschlagenen Häringen in Kreuzform
gefesselt auf einem Übungsgelände. Die Frau wurde offensichtlich
vergewaltigt und auch noch erwürgt, wobei diese Elisabeth Campbell
(übrigens überaus überzeugend gespielt von Leslie Stefanson) ihren eigenen
Slip um den Hals trägt.
Da offensichtlich ein sexuell motiviertes Gewaltverbrechen gegen eine
weibliche Armeeangehörige vorliegt, wird dem Ermittler Paul eine Frau als
Mituntersucherin zur Seite gestellt: Sarah Sunhill (Madeleine Stowe). Und
ausgerechnet mit ihr hatte Paul Brenner eine kurze, aber heftige Affäre.
Die ersten Ergebnisse sind schnell ermittelt: Elisabeth Campbell ist die
Tochter des kurz vor der Pensionierung stehenden Generals Campbell
(gespielt von James Cromwell; Cromwell spielte vor einigen Jahren den
Bauer in dem Kinderfilm "Ein Schweinchen namens Babe"), der Brenner
nachdrücklich auffordert, den Mordfall an seiner Tochter binnen der
folgenden 36 Stunden aufzuklären, da sonst das FBI hinzugezogen werden
müßte. Und schließlich sei es doch weitaus besser für die army, wenn der
Fall 'intern' gelöst werden könnte. Meint jedenfalls der General.
Und so steigt das Ermittlerpärchen Brenner/Sunhill in den Fall ein. Bei
der Untersuchung der Wohnung der Ermordeten fällt Paul ein versteckter
Kellerraum auf. In dem befinden sich neben einer Schlafstatt auch diverse
Petschen, Ketten und Fesseln - und eine komplette Videoausrüstung mit
Recorder, Kamera und zahlreichen bespielten Tapes. Natürlich schauen sich
die beiden zumindest eine der archivierten Kassetten an, und sie
entdecken, daß Elisabeth Campbell offensichtlich ein Doppelleben führte:
Tagsüber die intelligente und motivierte Militärangehörige, nachts aber
die eiskalte Domina, die jedweden Interessierten der army mit den
entsprechenden Folterwerkzeugen zu malträtieren trachtete. Den auf dem
Video agierenden Mann identifizieren sie schnell als Elisabeths
Vorgesetzten (wie immer begnadet: James Woods!).
Der allerdings hat für die auf 15 Minuten genau bestimmte Uhrzeit des
Todeseintritts von Elisabeth natürlich kein Alibi, weswegen Brenner ihn in
Arrest nimmt. Allerdings erhält Paul gerade von ihm einen Hinweis, den er
nicht ungeprüft stehenlassen kann. Er erfährt, daß Elisabeth Campbell zwar
eine profunde Spezialistin für psychologische Kriegsführung gewesen sei,
daß sich aber gerade diese Art der Kriegsführung vorrangig gegen einen
einzigen Feind richtete, nämlich ihren eigenen Vater, General Cromwell.
Die weiteren Ermittlungen bringen Erstaunliches zutage: Elisabeth war
während ihrer militärischen Ausbildung acht Jahre zuvor an einem
nächtlichen Übungseinsatz beteiligt. Sie verlor den Anschluß an ihre
eigene Truppe - und fiel einer Gruppe anderer Armeeangehöriger in die
Hände. Diesen fiel während der nächtlichen Übung bei ihrem Anblick nichts
anderes ein als sie in der Art zu fesseln, wie sie acht Jahre später in
getöteter Form vorgefunden werden wird. Die Mitglieder dieser Gruppe
vergewaltigten sie mehrfach nacheinander.
Aus den Akten eines Armee-Psychiaters ermittelt Brenner einen an der
Aktion Beteiligten. Dieser wird von Sunhill psychisch derart unter Druck
gesetzt, daß er die Namen der übrigen Beteiligten preisgibt.
Mit diesen Ergebnissen konfrontiert gesteht General Campbell, daß er
seiner Tochter in ihrer damaligen Notlage dringendst nahegelgt hatte,
keine weiteren Ermittlungen gegen ihre Vergewaltiger zu forcieren, da das
dem Ansehen der army - und vor allem der weiblichen Armeeangehörigen -
schädlich sei. Sie wären vermutlich sogar derart kontraproduktiv, daß die
Politiker, in Sorge um das physische Wohlergehen der Soldatinnen, Frauen
beim amerikanischen Militär nicht mehr hätten sehen wollen können. Und
gerade das mußte verhindert werden, egal um welchen Preis.
In seinem Trachten um die Erhaltung der army betrachtet General Campbell
allerdings lediglich das "Große Ganze", nicht aber das besonders
betroffene Einzelschicksal seiner Tochter. Denn diese kann ihren
erlittenen Schicksalsschlag nicht verkraften. Ihr helfen weder die
zahlreichen Psychiater-Behandlungen moch die Versetzung in die Abteilung
für psychische Kriegsführung noch ihre außerdienstlichen Domina-
Aktivitäten. Ganz im Gegenteil, sie beschließt, ihren Vater mit ihrer
damaligen Situation konkret zu konfrontieren.
Und so läßt sie sich von ihrem Vorgesetzten (Mist, den Filmnamen von James
Woods habe ich doch tatsächlich vergessen) in der Art fesseln, wie es
seinerzeit die Soldaten des 'besonderes Stoßtrupps' gemacht hatten. Derart
präsentiert veranlaßt sie ihn, ihren Vater über ihre gegenwärtige
Situation zu informieren, damit er selbst zum Übungsgelände fahren sollte,
um sie so zu sehen, wie sie damals bewegungsunfähig den Attacken der
Soldaten ausgesetzt war.
Die Ereignisse überschlagen sich jetzt: Zunächst kommt tatsächlich Vater
Campbell. Der ist natürlich ausgesprochen schockiert über den
selbstgewählten Zustand seiner Tochter, doch kann er immer noch nicht über
seinen Schatten springen und seinen damaligen Fehler eingestehen.
Frustriert verlässt er seine am Boden gefesselte Tochter.
Der nächste, der dort auftaucht, ist der alarmierte Chef der
Militärpolizei. Der allerdings ist unsterblich verliebt in Elisabeth
Campbell, doch sie, aufgrund ihrer Erfahrungen unfähig geworden, einen
Mann zu lieben, erwidert seine Gefühle nicht. Bei dem Versuch, ihre
geäußerten Abwehrsprüche nachdrücklich zu unterbinden, erwürgt der
Militärpolizist seine Angebete. Entsetzt über sein Tun entschwindet er von
dannen.
Kurz nach der Tat erscheint der persönliche Sergeant des Generals am
Tatort. Er findet dort die erwürgte Tochter seines Vorgesetzten vor und
nimmt deswegen an, daß dieser seine Tochter getötet hätte. Professionell
geschult unternimmt der nun alle Versuche, die Tat zu verschleiern und
jeglichen Verdacht von seinem Boß abzuwenden. In einer Art 'militärischer
Hörigkeit' bleibt er bis zum Schluß seiner Maxime treu, daß dem erfahrenen
Kriegshelden, dem General, niemand am Lack kratzen dürfte. Und so legt er
den ermittelnden CID-Soldaten Stein um Stein in den Weg, derweil sich
Elisabeths Vorgesetzter, mangels eindeutiger Verdachtsmomente wieder auf
freien Fuß gesetzt, in seinem Haus selbst umbringt. Hintergrund der Tat:
Von einem Häuserdach in unmittelbarer Umgebung des Tatortes konnte er das
Geschehen um Elisabeth en detail verfolgen. Da ihm schnell klar wurde, daß
er mitschuldig an dem Geschehen war, entschied er sich für seinen Freitod,
denn selbst er wollte nichts gegen den General direkt unternehmenn.
Natürlich deckt Paul Brenner entgegen aller Drohungen das Komplott
komplett auf. Letztendlich sorgt er dafür, daß die Schuldigen an der
damaligen Vergewaltigung vor Gericht gestellt werden, der Mörder gefaßt
wird - und auch dafür, daß sich der beinahe pensionierte General einem
Untersuchungsausschuß stellen muß. Und letztendlich kommt er sogar mit
seiner heimlich angebeteten Sarah Sunhill wieder zusammen.
Die Ehrlichkeit und die Wahrheit haben letztendlich wieder einmal gesiegt.
Kommen wir noch kurz zu den Fehlern im plot:
Was mich am meisten geärgert hatte war die Art, wie der Kronzeuge der
Vergewaltigung zu einem Geständnis gebracht wurde. Wie im Film deutlich
erkennbar, trug Elisabeth Campbell unmittelbar vor der Vergewaltigung
einen schwarzen Tanga-Slip. Doch CID-Ermittlerin präsentierte dem
überraschten Kronzeugen einn komplett weißes Dessous-Set. Jemand, den eine
beobachtete Vergewaltigung derart mitgenommenn hatte, daß er hinterher
professionelle psychologische Hilfe suchte, sollte das eigentlich
bemerken.
Bedeutend nerviger war allerdings, daß unbestritten blieb, daß dieser
Kronzeuge an der Vergewaltigung direkt nicht beteiligt war. Und dennoch
brachte in dem Verhör erst die Anmerkung von Ermitttlerin Sunhill, man
hätte seine Spermaspuren an der Wäsche und in der Vagina des Opfers
gefunden, den Kronzeugen dazu, seine Kameraden zu 'verraten'. Natürlich
abgesehen von seiner moralisch-ethischen Belastung, unter der er seit der
beobachteten Vergewaltigunng litt, gab es für ihn keinen Grund, unter der
'Last der Indizien' zusammenzubrechen und zu gestehen, denn von ihm konnte
schließlich nicht die geringste Spermaspur sichergestellt worden sein; und
mithin war ein ihn betreffender und inzwischen entwickelter DNA-Test
schlichtweg nicht belastend, weil er ja an der Vergewaltigung nicht
unmittelbar beteiligt war.
Aaaarghss.
Außerdem widerspricht sich der Film selbst, denn angeblich wurde das Opfer
vor seinem Tod vergewaltigt. Diesmal wurden allerdings keine Spermaspuren
gefunden; und auch aus dem rekonstruierten Tathergang ergab sich keine
erfolgte Vergewaltigung.
Keine Ahnung, was der Unsinn sollte...
Falls sich jemand von Euch den Film noch ansehen sollte: Hatte ich
diesbezüglich etwas übersehen, mißverstanden oder gar falsch
interpretiert?
Der Film selbst kann von seiner Machart her durchaus überzeugen, auch wenn
John Travolta als Sonderermittler Paul Brenner fehlbesetzt wirkt.
Erfreulich immerhin, daß den Sexszenen erstaunlich wenig Raum geboten
wird. Voyeure jedenfalls dürften kaum auf ihre Kosten kommen. :-)
Allerdings erschlagen die Bilder oftmals die Handlung derart, daß die rein
visuelle Betrachtung die inhaltliche Aussage gewissermaßen überlagert. Auf
Deutsch: Der Film ist zu schön fotografiert, als daß er der dramatischen
Thematik auch nur annähernd gerecht werden könnte.
Schade, ein eigentlich großartiges Thema wurde IMHO amateurhaft umgesetzt.
Ich bedauere das sehr, denn so bleibt die Qualität des Films deutlich
hinter artverwandten Werken wie z.B. "Presidio" oder "Im Sumpf des
Verbrechens" zurück. Was letztendlich allerdings auch nicht verwundert,
schließlich spielte in diesen beiden Filmen Sean Connery die Hauptrolle,
der eine eindeutig bessere Leinwandpräsenz bietet als John Travolta selbst
in seinen besten Tagen.
Fazit: Durchaus spannend, dabei eher zurückhaltend mit special effects,
aber leider kaum tiefschürfend genug, um den Zuschauer auch wirklich
'betroffen zu machen'. Aber vielleicht wollten die Produzenten auch der
army nicht allzusehr 'an den Karren fahren? [Steven]
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