Film: Wehrlos - Die Tochter des Generals
 


Titel Wehrlos - Die Tochter des Generals
  The General's Daughter
Land Deutschland
  USA
Jahr 1999
Länge Video / DVD 112 min.
Regie Simon West (I)
(Roman-) Vorlage Nelson DeMille "The General's Daughter"
Musik Carter Burwell
  Wolfgang Amadeus Mozart "Die Zauberflöte/The magic flute"
  Carl Orff "Carmina Burana"
Darsteller John Travolta als Warrant Officer Paul Brenner, C.I.D. / 1st Sergeant Frank White
  Madeleine Stowe als Warrant Officer Sara Sunhill
  James Cromwell als Lieutenant General Joseph Campbell
  Timothy Hutton als Colonel William Kent
  Leslie Stefanson als Captain Elizabeth Campbell
  Daniel von Bargen als Chief Yardley
  Clarence Williams III als Colonel George Fowler
  James Woods als Colonel Robert Moore
  Peter Weireter als Belling
  Mark Boone Junior als Elkins
  John Beasley als Colonel Donald Slesinger
  Boyd Kestner als Captain Jake Elby (General Campbell's Aide)
  Brad Beyer als Captain Bransford
  John Benjamin Hickey als Captain Goodson
  Rick Dial als Cal Seivers
  Ariyan A. Johnson als Private First Class Robbin
  John Frankenheimer als General Sonnenberg
  Katrina Vanden Heuvel als CNN Anchor
  Chris Snyder (II) als Deputy Wes Yardley
  Steve Danton als Bomb Van Soldier
  Rich Jackson als Bomb Van Soldier
  Joshua Stafford als Soldier who Finds Elizabeth #1
  Darius Montgomery als Soldier who Finds Elizabeth #2
  Scott Rosenberg als M.P. Guard
  Jared Chandler als M.P. Guard
  James Paul Morse als M.P. Guard
  Paul Ware als M.P. Guard
  Mark Ivie als Fencing Loser
  Michael Swiney (als Michael Terry Swiney) als Lockup Sergeant
  Tait Ruppert als Young Tech
  Lisa A. Tripp als Work Detail Leader
  James O. Evans als Sex Video Officer
  Chris Grayson als Sex Video Officer
  Sy Leopold als Sex Video Officer
  Fred Tate als Sex Video Officer
  Steve Goyen als Honor Guard Commander
  Pablo Espinosa (I) als Colour Guard Commander
  Levin Handy Jr. als Airborne Soldier
  Jason M. Luevano als Airborne Soldier
  Gustavo A. Perdomo als Drill Team N.C.O.
  Rodney Mitchell als Ranger Instructor
  Ryan D. Kirkland als Ranger Instructor
  Michael Gerald Jones Jr. als Soldier in Locker Room
  Matthew R. Anderson als Firing Party Commander
  Cooper Huckabee als Colonel Weems
Stunt(wo)men Joey Box
  John Branagan
  Tony Brazas
  Kathy Brock
  Bob Brown (II)
  Keith Campbell (I)
  George B. Colucci
  Edward Conna
  Dane Farwell
  Mickey Giacomazzi
  Cal Johnson
  Ken Lesco
  Irving E. Lewis
  Dennis Madalone
  Bob McGovern (als Robert McGovern)
  Jim Palmer
  Denney Pierce
  Mark Riccardi (Double von John Travolta)
  David Rowden
  Myke Schwartz
  Patricia Tallman (als Pat Tallman)
  Chester E. Tripp III
  Sandy Wasko
  Tim Weske
  Danny Wynands
  Nancy Young (I) (Double von Madeleine Stowe)
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  VHS-Video PAL deutsch FSK-16

Mal wieder ein Thriller aus dem Army-Millieu mit Erotik-Touch der deutlich heftigeren Art. Naja...

Paul Brenner (gespielt von John Travolta - und wie immer seit "Pulp Fiction" übergewichtig-schwabbelig) ist Soldat bei dem Dienst "CID". (Immerhin, durch diesen Film habe ich endlich mal erfahren, was diese Abkürzung wirklich bedeutet: Criminal Investigation Division.) Paul ist also eine Art Militärpolizist für kriminelle Machenschaften bei den amerikanischen Militärs. Wobei natürlich betont werden muß, daß er diese Fälle nicht unterstützt, sondern vielmehr aufzuklären versucht. Eingangs des Films löst er den Fall einer Waffenschieberei, indem er den Hauptverdächtigen mal eben erschießt - mit einem flotten Spruch auf den Lippen.

Es wird schnell deutlich: Dieser Paul ist ein Zyniker, aalglatt bis schmierig. Und dennoch bis ins Mark hinter nichts als der Wahrheit her... Gleichzeitig ist er ein Paranoiker, der sein Hausboot nicht verläßt, ohne mittels Speichel ein Haar zwischen Tür und Rahmen anzupappen. Während seiner Ermittlungen zu dem o.g. Fall lernt er Captain Elisabeth Campbell kennen, die ihm einen platten Reifen an seinem Jeep wechselt. Er ist überrascht, und er fühlt sich von der Dame durchaus so sehr angezogen, daß er die Lady in ihrem Büro in der Abteilung für psychologische Kriegsführung aufsucht, um sich zu bedanken. Es verwundert ihn ein wenig, daß seine Form des Dankes, ein Präsentkorb, auf derart kühle Erwiderung trifft.

Einen Tag darauf wird er zu einem Einsatz gerufen. Eine nackte Frau liegt mit Händen und Füßen an in den Boden eingeschlagenen Häringen in Kreuzform gefesselt auf einem Übungsgelände. Die Frau wurde offensichtlich vergewaltigt und auch noch erwürgt, wobei diese Elisabeth Campbell (übrigens überaus überzeugend gespielt von Leslie Stefanson) ihren eigenen Slip um den Hals trägt.

Da offensichtlich ein sexuell motiviertes Gewaltverbrechen gegen eine weibliche Armeeangehörige vorliegt, wird dem Ermittler Paul eine Frau als Mituntersucherin zur Seite gestellt: Sarah Sunhill (Madeleine Stowe). Und ausgerechnet mit ihr hatte Paul Brenner eine kurze, aber heftige Affäre. Die ersten Ergebnisse sind schnell ermittelt: Elisabeth Campbell ist die Tochter des kurz vor der Pensionierung stehenden Generals Campbell (gespielt von James Cromwell; Cromwell spielte vor einigen Jahren den Bauer in dem Kinderfilm "Ein Schweinchen namens Babe"), der Brenner nachdrücklich auffordert, den Mordfall an seiner Tochter binnen der folgenden 36 Stunden aufzuklären, da sonst das FBI hinzugezogen werden müßte. Und schließlich sei es doch weitaus besser für die army, wenn der Fall 'intern' gelöst werden könnte. Meint jedenfalls der General. Und so steigt das Ermittlerpärchen Brenner/Sunhill in den Fall ein. Bei der Untersuchung der Wohnung der Ermordeten fällt Paul ein versteckter Kellerraum auf. In dem befinden sich neben einer Schlafstatt auch diverse Petschen, Ketten und Fesseln - und eine komplette Videoausrüstung mit Recorder, Kamera und zahlreichen bespielten Tapes. Natürlich schauen sich die beiden zumindest eine der archivierten Kassetten an, und sie entdecken, daß Elisabeth Campbell offensichtlich ein Doppelleben führte: Tagsüber die intelligente und motivierte Militärangehörige, nachts aber die eiskalte Domina, die jedweden Interessierten der army mit den entsprechenden Folterwerkzeugen zu malträtieren trachtete. Den auf dem Video agierenden Mann identifizieren sie schnell als Elisabeths Vorgesetzten (wie immer begnadet: James Woods!).

Der allerdings hat für die auf 15 Minuten genau bestimmte Uhrzeit des Todeseintritts von Elisabeth natürlich kein Alibi, weswegen Brenner ihn in Arrest nimmt. Allerdings erhält Paul gerade von ihm einen Hinweis, den er nicht ungeprüft stehenlassen kann. Er erfährt, daß Elisabeth Campbell zwar eine profunde Spezialistin für psychologische Kriegsführung gewesen sei, daß sich aber gerade diese Art der Kriegsführung vorrangig gegen einen einzigen Feind richtete, nämlich ihren eigenen Vater, General Cromwell. Die weiteren Ermittlungen bringen Erstaunliches zutage: Elisabeth war während ihrer militärischen Ausbildung acht Jahre zuvor an einem nächtlichen Übungseinsatz beteiligt. Sie verlor den Anschluß an ihre eigene Truppe - und fiel einer Gruppe anderer Armeeangehöriger in die Hände. Diesen fiel während der nächtlichen Übung bei ihrem Anblick nichts anderes ein als sie in der Art zu fesseln, wie sie acht Jahre später in getöteter Form vorgefunden werden wird. Die Mitglieder dieser Gruppe vergewaltigten sie mehrfach nacheinander.

Aus den Akten eines Armee-Psychiaters ermittelt Brenner einen an der Aktion Beteiligten. Dieser wird von Sunhill psychisch derart unter Druck gesetzt, daß er die Namen der übrigen Beteiligten preisgibt. Mit diesen Ergebnissen konfrontiert gesteht General Campbell, daß er seiner Tochter in ihrer damaligen Notlage dringendst nahegelgt hatte, keine weiteren Ermittlungen gegen ihre Vergewaltiger zu forcieren, da das dem Ansehen der army - und vor allem der weiblichen Armeeangehörigen - schädlich sei. Sie wären vermutlich sogar derart kontraproduktiv, daß die Politiker, in Sorge um das physische Wohlergehen der Soldatinnen, Frauen beim amerikanischen Militär nicht mehr hätten sehen wollen können. Und gerade das mußte verhindert werden, egal um welchen Preis. In seinem Trachten um die Erhaltung der army betrachtet General Campbell allerdings lediglich das "Große Ganze", nicht aber das besonders betroffene Einzelschicksal seiner Tochter. Denn diese kann ihren erlittenen Schicksalsschlag nicht verkraften. Ihr helfen weder die zahlreichen Psychiater-Behandlungen moch die Versetzung in die Abteilung für psychische Kriegsführung noch ihre außerdienstlichen Domina- Aktivitäten. Ganz im Gegenteil, sie beschließt, ihren Vater mit ihrer damaligen Situation konkret zu konfrontieren.

Und so läßt sie sich von ihrem Vorgesetzten (Mist, den Filmnamen von James Woods habe ich doch tatsächlich vergessen) in der Art fesseln, wie es seinerzeit die Soldaten des 'besonderes Stoßtrupps' gemacht hatten. Derart präsentiert veranlaßt sie ihn, ihren Vater über ihre gegenwärtige Situation zu informieren, damit er selbst zum Übungsgelände fahren sollte, um sie so zu sehen, wie sie damals bewegungsunfähig den Attacken der Soldaten ausgesetzt war.

Die Ereignisse überschlagen sich jetzt: Zunächst kommt tatsächlich Vater Campbell. Der ist natürlich ausgesprochen schockiert über den selbstgewählten Zustand seiner Tochter, doch kann er immer noch nicht über seinen Schatten springen und seinen damaligen Fehler eingestehen. Frustriert verlässt er seine am Boden gefesselte Tochter.

Der nächste, der dort auftaucht, ist der alarmierte Chef der Militärpolizei. Der allerdings ist unsterblich verliebt in Elisabeth Campbell, doch sie, aufgrund ihrer Erfahrungen unfähig geworden, einen Mann zu lieben, erwidert seine Gefühle nicht. Bei dem Versuch, ihre geäußerten Abwehrsprüche nachdrücklich zu unterbinden, erwürgt der Militärpolizist seine Angebete. Entsetzt über sein Tun entschwindet er von dannen.

Kurz nach der Tat erscheint der persönliche Sergeant des Generals am Tatort. Er findet dort die erwürgte Tochter seines Vorgesetzten vor und nimmt deswegen an, daß dieser seine Tochter getötet hätte. Professionell geschult unternimmt der nun alle Versuche, die Tat zu verschleiern und jeglichen Verdacht von seinem Boß abzuwenden. In einer Art 'militärischer Hörigkeit' bleibt er bis zum Schluß seiner Maxime treu, daß dem erfahrenen Kriegshelden, dem General, niemand am Lack kratzen dürfte. Und so legt er den ermittelnden CID-Soldaten Stein um Stein in den Weg, derweil sich Elisabeths Vorgesetzter, mangels eindeutiger Verdachtsmomente wieder auf freien Fuß gesetzt, in seinem Haus selbst umbringt. Hintergrund der Tat: Von einem Häuserdach in unmittelbarer Umgebung des Tatortes konnte er das Geschehen um Elisabeth en detail verfolgen. Da ihm schnell klar wurde, daß er mitschuldig an dem Geschehen war, entschied er sich für seinen Freitod, denn selbst er wollte nichts gegen den General direkt unternehmenn.

Natürlich deckt Paul Brenner entgegen aller Drohungen das Komplott komplett auf. Letztendlich sorgt er dafür, daß die Schuldigen an der damaligen Vergewaltigung vor Gericht gestellt werden, der Mörder gefaßt wird - und auch dafür, daß sich der beinahe pensionierte General einem Untersuchungsausschuß stellen muß. Und letztendlich kommt er sogar mit seiner heimlich angebeteten Sarah Sunhill wieder zusammen.

Die Ehrlichkeit und die Wahrheit haben letztendlich wieder einmal gesiegt.

Kommen wir noch kurz zu den Fehlern im plot: Was mich am meisten geärgert hatte war die Art, wie der Kronzeuge der Vergewaltigung zu einem Geständnis gebracht wurde. Wie im Film deutlich erkennbar, trug Elisabeth Campbell unmittelbar vor der Vergewaltigung einen schwarzen Tanga-Slip. Doch CID-Ermittlerin präsentierte dem überraschten Kronzeugen einn komplett weißes Dessous-Set. Jemand, den eine beobachtete Vergewaltigung derart mitgenommenn hatte, daß er hinterher professionelle psychologische Hilfe suchte, sollte das eigentlich bemerken.

Bedeutend nerviger war allerdings, daß unbestritten blieb, daß dieser Kronzeuge an der Vergewaltigung direkt nicht beteiligt war. Und dennoch brachte in dem Verhör erst die Anmerkung von Ermitttlerin Sunhill, man hätte seine Spermaspuren an der Wäsche und in der Vagina des Opfers gefunden, den Kronzeugen dazu, seine Kameraden zu 'verraten'. Natürlich abgesehen von seiner moralisch-ethischen Belastung, unter der er seit der beobachteten Vergewaltigunng litt, gab es für ihn keinen Grund, unter der 'Last der Indizien' zusammenzubrechen und zu gestehen, denn von ihm konnte schließlich nicht die geringste Spermaspur sichergestellt worden sein; und mithin war ein ihn betreffender und inzwischen entwickelter DNA-Test schlichtweg nicht belastend, weil er ja an der Vergewaltigung nicht unmittelbar beteiligt war. Aaaarghss.

Außerdem widerspricht sich der Film selbst, denn angeblich wurde das Opfer vor seinem Tod vergewaltigt. Diesmal wurden allerdings keine Spermaspuren gefunden; und auch aus dem rekonstruierten Tathergang ergab sich keine erfolgte Vergewaltigung. Keine Ahnung, was der Unsinn sollte...

Falls sich jemand von Euch den Film noch ansehen sollte: Hatte ich diesbezüglich etwas übersehen, mißverstanden oder gar falsch interpretiert? Der Film selbst kann von seiner Machart her durchaus überzeugen, auch wenn John Travolta als Sonderermittler Paul Brenner fehlbesetzt wirkt. Erfreulich immerhin, daß den Sexszenen erstaunlich wenig Raum geboten wird. Voyeure jedenfalls dürften kaum auf ihre Kosten kommen. :-) Allerdings erschlagen die Bilder oftmals die Handlung derart, daß die rein visuelle Betrachtung die inhaltliche Aussage gewissermaßen überlagert. Auf Deutsch: Der Film ist zu schön fotografiert, als daß er der dramatischen Thematik auch nur annähernd gerecht werden könnte.

Schade, ein eigentlich großartiges Thema wurde IMHO amateurhaft umgesetzt. Ich bedauere das sehr, denn so bleibt die Qualität des Films deutlich hinter artverwandten Werken wie z.B. "Presidio" oder "Im Sumpf des Verbrechens" zurück. Was letztendlich allerdings auch nicht verwundert, schließlich spielte in diesen beiden Filmen Sean Connery die Hauptrolle, der eine eindeutig bessere Leinwandpräsenz bietet als John Travolta selbst in seinen besten Tagen.

Fazit: Durchaus spannend, dabei eher zurückhaltend mit special effects, aber leider kaum tiefschürfend genug, um den Zuschauer auch wirklich 'betroffen zu machen'. Aber vielleicht wollten die Produzenten auch der army nicht allzusehr 'an den Karren fahren? [Steven]

 
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aktualisiert am 2001-12-15 18:44 (MEZ) durch JSD