Durch die Pleite ihrer Reederei sitzt die Mannschaft eines europäischen Frachters
im Hafen vor Hongkong fest. Der Funker Nikos findet am exotischen Hafentreiben
jedoch kein Interesse. Er denkt nur an seine Freundin und das Baby, die er in
Europa verlassen hat. Da taucht die zehnjährige Chinesin Li mit ihrem kleinen
Brüderchen an Bord auf, um sich als Wäscherin und Köchin anzudienen. Nikos
fühlt sich in seiner selbstgewählten Isolation gestört, doch Lis unbekümmerte
und fürsorgliche Art stimmt ihn um. Li erzählt ihm unglaubliche Familiengeschichten:
Sie wuchs in einem Sampan im Hafen auf und sie teilt die qualvolle Enge auf dem
Wohnboot mit ihren Großeltern, die sie zum Arbeiten auf vor Anker liegende Schiffe
bringen. Li hat noch nie den Boden Hongkongs betreten, ihre Schwestern wurden
in ein Bordell verkauft. Lis Erzählungen lassen Nikos spüren, wie wenig Grund
er für sein egoistisches Selbstmitleid hat. Für das kleine Mädchen empfindet
er Respekt und Bewunderung. Er lädt sie zu einem Stadtausflug ein. Li kennt
sich durch die genauen Beschreibungen ihrer Großmutter in der noch nie betretenen
Metropole so gut aus, dass sie mühelos ihren Weg findet. Sie besucht ihren
obdachlosen, in einem Park lebenden Vater und ihre Mutter, deren zweiter
Mann sie in einer altertümlichen Manufaktur als billige Arbeitskraft ausbeutet.
Nikos ist vom atemberaubenden Kontrast zwischen weltläufigem Luxus und extremer
Armut erschüttert. Ernüchtert verlässt er die Stadt. Li schenkt ihm zum Abschied
ein Tuch mit dem "guten Drachen" - dem chinesischen Symbol für Glück und Hoffnung.
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