Zwei Männer, angekettet in einem verdreckten Keller. Eine übel zugerichtete
Leiche in der Mitte des Raums. Ein Kassettenrekorder, der Hinweise auf eine
Fluchtmöglichkeit gibt. Und eine Säge, mit der man notfalls das Bein, nicht
aber die eiserne Fessel durchtrennen kann. Der smarte Arzt Dr. Gordon und der
windige Fotograf Adam wissen nicht, warum man sie gefangen hält oder wie sie
sich befreien sollen. Dass ihnen zum Überleben wenig Zeit bleibt, wird schnell
klar, ebenso, dass sie per Videokamera beobachtet werden - wie Laborratten.
Adam (Leigh Whannell) wacht in einem feuchten Raum gegenüber von Dr. Lawrence
Gordon (Cary Elwes) und der Leiche eines Mannes auf, dem das Gehirn herausgepustet
wurde. Keine überaus erfreuliche Situation, und es wird noch schlimmer, als die
beiden Männer feststellen müssen, dass sie von einem zwar unsichtbaren, aber
allwissenden Verrückten angekettet und sich gegenübergestellt wurden, der als
Vergeltung für frühere Sünden mit ihrer Psyche spielt. Regisseur James Wan,
der sich diese grausige Szenerie zusammen mit Drehbuchautor Whannell ausgedacht
hat, hat offenbar Sieben und viele andere künstlerisch angehauchte
existenzialistische Katz-und-Maus-Psychothriller gesehen, und so versieht er
Saw mit ein wenig Fleisch, ein bisschen Blut und vielen anderen Methoden, um
den Zuschauer von der Tatsache abzulenken, dass das Ganze nicht wirklich
sonderlich viel Sinn ergibt. Wan und Whannell (der auch nicht der allerbeste
Schauspieler ist) bauen eine Wendung nach der anderen ein, was nach einigen
wirklich einfallsreichen Ideen mit der Zeit ein wenig aufgesetzt erscheint.
Elwes liefert eine gute Arbeit ab, wirkt aber hin und wieder peinlich berührt,
und der beachtenswerte Danny Glover leidet als obsessiver Polizist, der an
diesem Fall arbeitet. Die Auflösung wird einen womöglich überraschen, aber
dadurch kriegt man die vergangenen achtundneunzig Minuten auch nicht wieder
zurück. [Steve Wiecking/amazon.de]
Er kam, SAW und sägte. Die Perspektive ist düster für Adam, der in einem
Kellerverlies erwacht, sein Dilemma erkennt, an eine Kette gefesselt den Tod
zu erwarten, wenn er nicht die bereitstehende Säge, die nicht Metall-, wohl
aber Knochen-tauglich ist, ihren blutigen Dienst verrichten lässt. Die
Prämisse ist sadistisch, der Ton des ganzen Films auch, aber 'SAW' ist
überdies clever, intensiv, überraschend und damit ein Geheimtipp für
Horrorfans, die dem Monster von nebenan dem Vorzug gegenüber den Kreaturen
der Fantasie geben.
Wenn zwei Freunde ein Drehbuch konstruieren, um eine Eintrittskarte ins Big
Business zu bekommen, kann das Resultat 'Good Will Hunting' oder eben 'SAW'
lauten. Aus der Sehnsucht der Australier James Wan und Leigh Wannell, endlich
einen Film drehen zu können, der die Talente von beiden Freunden herausstellt,
entstand dieses Regiedebüt, das Wan nach einer gemeinsam entwickelten Story
und Wannells Drehbuch mit einem Minibudget, aber einigen prominenten Namen
in der Besetzung erstaunlich souverän stemmte. Stilsicher inszeniert und
geschnitten, wildert 'SAW' im Revier von 'Sieben' und 'The Cell', zitiert
Hitchcocks 'Das Fenster zum Hof' und generiert am Ende eine Blutsuppe, die
'Reservoir Dogs' Konkurrenz macht. Die Ausgangssituation ist eine monströse
Variation von 'Cube'. Fotograf Adam (Autor Wannell) und Arzt Dr. Gordon
(Cary Elwes, gefordert wie selten) erwachen in einem abgesperrten Kellerraum.
Beide Männer sind durch eine Kette an Rohre gefesselt, haben keine Ahnung,
wie sie in diesen Albtraum geraten sind und müssen ihren Verstand einsetzen,
um die Hinweise zu deuten, die ein krankes, sie mit Kameras überwachendes
Hirn liefert. Überleben kann nur einer, teilt der Unbekannte über ein Tonband
mit, der in der Mitte des Raums eine ausgeblutete Leiche zurückgelassen hat,
die die Ernsthaftigkeit seiner Absichten unterstreichen soll. Der perverse
Killer spielt mit dem Misstrauen der Männer, hetzt sie gegeneinander auf,
liefert sie einer Hölle aus, der man nur entkommt, wenn man sich ein Bein
durchsägt und selbst zum Mörder wird. In Rückblenden erfährt man, wie die
Opfer in diese diabolische Lage gerieten, wie der Killer in den grausamsten
Quälszenarien seit 'The Cell' seine Opfer in den Selbsttod zwingt, wie ein
Cop das Monstrum seit Jahren besessen jagt und schließlich auf der
Gegenwartsebene in die Handlung eingreift. Auf dem Weg ins gnadenlose
Finale bleiben einige Unglaubwürdigkeiten nicht aus, stellt sich Danny
Glovers Cop in direkter Killer-Konfrontation dümmer an, als es die Polizei
erlaubt, bietet der Film aber auch ein so hohes Maß an Spannung, Intensität
und Überraschungselementen, dass im Kino niemand sägen, soll heißen
schnarchen, wird. [kob. Blickpunkt Film]
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