Anfang der dreißiger Jahre lebt Ruth als uneingeschränkte Herrin auf ihrem
Freihof. Zusammen mit ihrer Tochter Elisabeth, dem Verwalterehepaar Weidler
und deren Sohn Siegfried genießt sie ihren Lebenstraum: das Leben auf dem eigenen
Land und ahnt doch, dass dieser Traum in Gefahr ist. Bei einem großen Sommerfest,
zu dem Ruth nicht nur die Bleichroder Freunde, sondern auch ihre Berliner
Künstler eingeladen hat, wird es unübersehbar: Der Nationalsozialismus hat auch
in Bleichrode Einzug gehalten.
Bürgermeister Buschbach stört das Künstlerfest mit seiner SA-Rotte, und einige
der Bleichroder wechseln demonstrativ die Seiten. Die Berliner verlassen das
einst so friedliche Bleichrode Hals über Kopf, und auch Ruth kann ihre Augen
nicht mehr vor den Tatsachen verschließen. Sie schickt Elisabeth zu ihrem eigenen
Schutz in ein katholisches Stiftsinternat nach Halle. Als auch noch ihre Schwester,
die mit ihrer Freundin zu Besuch ist, vom Bürgermeister und seinen Schlägern
als "jüdisches Hurenpack" beschimpft und vertrieben wird, bleibt Ruth allein
zurück.
Doch nun kann sie endlich Siegfrieds jahrelangem Werben nachgeben. Zwischen ihnen
entsteht eine innige Liebe, die ihr die Kraft gibt, die Zügel wieder in die Hand
zu nehmen. Als Bürgermeister Buschbach sich ein Amtsvergehen zuschulden kommen
lässt, bewahrt Ruth ihn vor dem Zuchthaus, schickt ihn aber als Schnapsbrenner
in den SA Selbstversorgungsbetrieb nach Halle, an den sie ihre Kirschen verkauft.
Es gelingt ihr, ihren Freund und Hausschlachter Otto Pfreimel zum Bürgermeister
in Bleichrode zu machen und so ihren Einfluss zu sichern. Für eine Weile kehrt
eine trügerische Ruhe ein. Ruth lebt unbehelligt in ihrem Bleichrode, in dem
die meisten sich gar nicht mehr erinnern, dass sie eine Jüdin ist. Und wer es
noch weiß, dem helfen entweder Ruths großzügige Parteispenden, oder ein kleines
Treffen mit Pfreimels Abwehrblock der Feldhandballspieler beim vergessen.
Doch eines Tages taucht Kurt Stöcker, der ehemalige Prokurist des Bankhauses
Goldfisch, als hochdekorierter SS-Obersturmbannführer in Bleichrode auf, nachdem
er für viele Jahre von der Bildfläche verschwunden war. Ruth weiß nicht, ob sie
ihn inzwischen fürchten muss. Stöcker weiß, woher sie stammt. Nachdem er
vergeblich versucht hat, über Pfreimel Aufschluss über Ruths Vermögensverhältnisse
zu bekommen, weiß er sich Ruths Liebe zu Siegfried zunutze zu machen, um sie
erpressen zu können. Er zwingt Siegfried in die SS einzutreten und verpflichtet
ihn, ein Weihefest für die SS-Größen zu organisieren. Siegfried versucht die
ungeliebte Aufgabe wieder loszuwerden, indem er den Parteibonzen einen einfachen
Reisebus statt der gewünschten Limousinen zur Verfügung stellt. Doch Stöcker
versteht diesen Scherz ganz und gar nicht. Siegfried wird in ein Strafbataillon
eingezogen. Monatelang haben Ruth und die Weidlers keine Nachricht und zittern
um sein Leben. Elisabeth, die inzwischen zu einer jungen Frau herangewachsen ist,
lernt in ihrem Internat Walter Roth, einen jüdischen Dandy kennen. Der freie
Handelsvertreter zeichnet sich ebenso sehr durch seine guten Manieren, wie seine
Fähigkeit "vor jeder Fahne stramm zu stehen" aus. Ruth verabscheut ihn von
Anfang an, kann Elisabeth aber nicht von einer Heirat abbringen. Mit Pfreimels
Hilfe werden die jungen Leute per Trauschein zu blutreinen Ariern. Walter lässt
sich kurz nach der Hochzeit von den Nationalsozialisten anwerben und bringt
Gelder, die Juden bei ihrer Flucht aus Deutschland mitnehmen konnten, zurück
ins Deutsche Reich. Als Stöcker Ruth eines Nachts in die Kirche nach Bleichrode
bestellt, gesteht Ruth sich zum ersten Male ihre Angst ein. Doch Stöcker will
Ruth dazu bewegen zu fliehen. Er schließt einen Pakt mit ihr: Er bringt ihr
Siegfried zurück, dafür soll sie Deutschland endlich verlassen. Wie eng die
Schlinge sich wirklich inzwischen um sie zieht, weiß Ruth zu diesem Zeitpunkt
noch nicht. Ihre Schwester Gretchen, die immer in der Villa Goldfisch geblieben
war, wird in ein Konzentrationslager verschleppt und ermordet.
|