Ein Jahr nachdem er nach einer achtjährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung
entlassen wurde, kehrt Martin in seine Heimatstadt an der englischen Südküste
zurück, um seiner großen Liebe Helen wieder zu begegnen. Obwohl Martin, der wegen
Totschlags an Helens Vater verurteilt worden war, eine Begegnung mit Helen von
seiner Bewährungshelferin strikt untersagt worden ist, setzt er alles daran, die
alte Beziehung wieder aufzunehmen. Immer belauscht und beobachtet von dem
bosnischen Flüchtlingsjungen Honda, einem 14-jährigen Waisen, der nach dem
Selbstmord seiner Mutter nicht mehr spricht und sich zusammen mit seiner älteren
Schwester Smokey in das Drama dieser Hassliebe hineinziehen lässt. Der stumme
Voyeur Honda schwärmt für die schöne, von Albträumen geplagte Friseuse Helen,
bis das Auftauchen Martins Honda auf drastische Weise aus seiner selbstgewählten
psychischen Isolation herauszwingt.
Mit "I Want You" (1998), dem nach "Butterfly Kiss" (1995), "Herzen in Aufruhr"
(1996) und "Welcome to Sarajevo" (1997) vierten Kinofilm des britischen
Regietalents Michael Winterbottom erzählte der damals 37-Jährige eine
melodramatische Geschichte von Liebe, Schuld und Sühne in beinahe surrealen
Farben. Mit den verfremdenden Bildern seines polnischen Kameramanns Slawomir
Idziak, berühmt durch seine Arbeit mit Krzysztof Kieslowski, gelang es
Winterbottom, sein Liebesdrama in ein unverwechselbares eigenes ästhetisches
Universum zu versetzen. Das Ergebnis ist ein Film wie das melancholische Lied
von Elvis Costello, in dessen Atmosphäre man hineingezogen wird - ein Film
wie "I Want You". [ZDF]
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