Der Roman von Peter Høeg war ein Bestseller, der Film seines dänischen Landsmannes
Bille August (Das Geisterhaus) war es nicht. Die Begründung dafür ist recht einfach:
Die erste Hälfte des Filmes ist großartig. Und das, obwohl gerade über die zweite
Hälfte recht ausführlich berichtet wurde. Diese wurde nämlich zu einem großen Teil in
Grönland gedreht. Und das ist bislang einmalig. Doch was hat man von exotischen
Drehorten, wenn der Regisseur sie nicht zu nutzen weiß?
Fräulein Smilla (Julia Ormond) ist eine verschlossene junge Frau. Sie lebt in
Kopenhagen. Ihr Vater (Robert Loggia) ist ein berühmter dänischer Arzt, ihre
verstorbene Mutter war Grönländerin. Sie selbst ist in Grönland aufgewachsen. In
Dänemark fühlt sie sich fremd. Als eines Tages der kleine Isaiah vom Dach ihres
Hauses stürzt, steht für die Polizei der Fall fest: Beim Spielen abgerutscht. Der
Junge, ein Eskimo aus asozialen Verhältnissen, interessiert niemanden. Außer Fräulein
Smilla, die glaubt, dass er ermordet wurde. Ohne es zu ahnen, gerät sie in ein Netz
aus Verschwörungen, in der es um eine Mine geht, in dem sein verstorbener Vater
gearbeitet hat. Eine Mine in Grönland.
Die erste Hälfte, der Tod des Jungen, die sich abzeichnende Verschwörung, die Gefahr,
der sich Fräulein Smilla aussetzt, das alles hat Hollywood-Format, ist spannend und
ungemein dynamisch inszeniert. Die Grönland-Sequenz aber ist nur Aufhänger für eine
vollkommen misslungene Actionsequenz, die weder Tempo, Thrill noch die großartige
Atmosphäre der Kopenhagen-Szenen besitzt. Schade um den schönen Drehort! Neben
Julia Ormond sind Richard Harris, Gabriel Byrne, Mario Adorf und Jürgen Vogel
in weiteren Hauptrollen zu sehen. [Christian Lukas]
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