Film: Central Station

 


 Titel  Central Station
    Central do Brasil
 Land  Brasilien
    Frankreich
 Jahr  1998
 Länge Fernsehen  100 min.
 FSK Fernsehen  6
 Regie  Walter Salles
 Buch / Drehbuch  Marcos Bernstein
 TV-Ausstrahlungen  3. Dezember 2004, 1 Uhr 5 in ZDF
 Darsteller  Fernanda Montenegro als Dora
    Vinicius de Oliveira als Josué
    Marilia Pêra als Irene
    Sôia Lira als Ana

Dora ist eine ehemalige Schullehrerin. In Rios Hauptbahnhof, der Central Station, bessert sie ihre karge Rente auf, in dem sie für Analphabeten Briefe schreibt - eine Tätigkeit, die sie mit einem nicht endenden Strom unterschiedlichster Gesichter und Schicksale konfrontiert. Den oft tragischen und unglücklichen Lebensgeschichten, die sich in den Briefen offenbaren, begegnet Dora mit Stoizismus - und einer großen Schublade, in der sie einen nicht unerheblichen Teil der Post unabgesendet verschwinden lässt, während sich die Absender in dem Gefühl wiegen, ihre Nachricht habe sich auf den langen Weg an den Empfänger gemacht.

Eines Tages wird Dora unfreiwillig zur Ersatzmutter des neunjährigen Jungen Josué. Kurz zuvor waren der kleine Kerl und seine Mutter bei ihr gewesen, um einen Brief an Josués Vater aufzugeben, der irgendwo im Nordosten des riesigen Landes lebt und seinen Sohn nicht kennt. Dann wurde die Frau Opfer eines Verkehrsunfalls. Der verwaiste Josué, der keine Angehörigen in Rio hat, streift ziellos zwischen Reisenden und Passanten umher, verbringt seine Tage und Nächte in der Bahnhofshalle, bis sich Dora seiner annimmt - nicht ganz selbstlos, denn sie bringt das Kind zunächst bei einer zweifelhaften Adoptionsstelle unter, wo sie für den Jungen einen Batzen Geld erhält. Doch schnell besinnt sie sich eines Besseren, holt den Jungen zurück und begibt sich mit ihm auf die lange Reise ins Unbekannte, zu seinem Vater...


"Ein Triumph von Form und Gefühl.
... "CENTRAL STATION" ist ein Film von großer Zärtlichkeit und kluger Eloquenz. Er konzentriert seine Kritik an Brasiliens sozialpolitischen Verhältnissen in einer anrührenden Meditation über die Erneuerung von Identität und Familie in einer Gesellschaft, die durch Zynismus und Eigeninteressen zerrissen ist". Rebecca Yeldham, Sundance Film Festival Walter Salles' (geboren am 12. April 1954 in Rio de Janeiro) gefühlvolles Roadmovie erhielt bei den 48. Internationalen Filmfestspielen Berlin 1998 einen "Goldenen Bären" als "Bester Film" und einen "Silbernen Bären" für die beste weibliche Hauptdarstellerin, Fernanda Montenegro. Salles' letzter Film, der dieses Jahr im Wettbewerb von Cannes lief, "Diarios de Motocicleta" (Motorcycle Diaries), wie "Central Station" ein "Roadmovie", erzählt von der langen Reise durch Südamerika, die der Medizinstudent Ernesto Guevara, der berühmte Che, 1952 mit einem Freund unternahm.

Der Regisseur selbst über "Central Station": "Da waren einige Themen, die ich einbringen wollte, doch vor allem der Wunsch, dass die Menschen kommunizieren sollen, um ihre Emotionen und Gefühle auszudrücken, und manchmal ihre Unfähigkeit, dies zu tun. ... Auch das Thema der Suche ist sehr wichtig. ... Seit den Griechen beschäftigt uns die Idee, an den Ort zurückzukehren, von dem wir kommen, um zu verstehen, wer wir sind. Das ist der innigliche Wunsch des Jungen, doch beide entdecken nicht nur die Familie am Ende des Films, sondern die Bedeutung von Freundschaft und gegenseitigem Verständnis." [ZDF]

"Bei ihrer Busreise über 5000 Kilometer gelingt es Salles, zugleich Land und Leute zu porträtieren. Ein lakonisches Road Movie um die Suche nach der eigenen Identität, eine Irrfahrt der Liebe, mit kauzigem Humor sowie zwei brillanten Darstellern." [Die Welt] "Einer der absoluten Höhepunkte der Berlinale. Die Melancholie, die dichte Bildersprache, die schauspielerische Leistung, die offene Emotionalität machen aus diesem Film ein kleines Meisterwerk." [Filmecho]

 
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aktualisiert am 2004-12-03...2005-05-17 durch JSD