Steve Martin und Schnattermaul Eddie Murphy in einem Film - kann das
gutgehen? Ja, kann es. Selten habe ich mich so amüsiert über Loser, die
niemals richtig 'ein Bein an Deck' bekommen können.
Kurz zum Film:
Bowfinger (Steve Martin) ist ein glückloser und kaum erfolgsverwöhnter
Filmproduzent in Los Angeles. Obwohl er seine Träume vom "Knaller" immer
noch nicht aufgegeben hat, reicht es bei ihm nur zu billigsten
Produktionen, die nicht einmal C-Klassenniveau erreichen. Und selbst diese
Zeiten sind inzwischen lange vorbei.
Doch eines Tages liest er das Script eines mindestens genauso unbegabten
Drehbuchautors, der im wahren Leben in einer Imbißbude kellnert. Bowfinger
ist sofort Feuer und Flamme, und selbst seine ihm immer noch treu
ergebenen, allerdings ebenfalls abgehalfterten, Schauspieler sind von dem
Projekt begeistert. Schnell wird ihnen aber klar, daß sie als
Hauptdarsteller einen zugkräftigen Namen benötigen. Da der Film von
'regentropfenähnlichen Aliens, die die Welt bedrohen' handelt, kommt nur
ein Action-Held infrage. Und wie der Zufall es will, ein solcher lebt
gerade in LA: Kit Ramsey (Eddie Murphy), ein Garant für Blockbuster. Mit
allen möglichen Tricks versucht Bowfinger an ihn heranzukommen. Doch
welche Schmach: Kit ist überhaupt nicht interessiert an dem Film.
Genaugenommen ist er eigentlich überhaupt nicht an Filmen interessiert,
sondern nur an einer Psycho-Sekte, die ihn von seinen Wahnvorstellungen
befreien soll. Seine geistigen Probleme werden schnell bekannt: Er hat
tierische Angst vor Außerirdischen, die ihn bedrohen könnten. Außerdem
wird er beherrscht von dem Gedanken, den LA-Lakers-Girls seinen Dödel zu
zeigen. Ja, tatsächlich!.
Nun ist aber Bowfinger nicht so schnell kleinzukriegen. Weil Kit nicht
freiwillig mitmacht, muß er eben unfreiwillig die Hauptrolle übernehmen.
Und so beginnt der Dreh mit seinen Amateurschauspielern und mit Kit
Ramsey, der von alldem natürlich keine Ahnung hat. Mittels eines
Informanten in Kits Major-Studio erfährt Bowfinger immer, wo sich Kit
gerade aufhält. Prompt düst die Crew samt Ausrüstung - allzeit bereit! -
zu dem Ort, an dem Kit erwartet wird.
Kleinere Hindernisse, etwa Polizisten, die eine Drehgenehmigung sehen
wollen, werden gnadenlos bequatscht, bis sie eine einfache Nebenrolle in
dem Film annehmen - und die Anzeige vergessen.
Kit hingegen versteht die Welt nicht mehr. Dauernd stürzen irgendwelche
Fremden auf ihn zu, die ihn beschwören, sie vor der Alieninvasion zu
schützen und zu retten. Egal wo er gerade ist, ob im Restaurant, ob auf
der Straße, ob vor seinem Grundstück, ob in einer Tiefgarage, immer und
immer wieder nutzt Bowfinger seine Chance, Kit in den absurdesten
Situationen zu filmen. Allerdings dreht nun der Actionheld durch. Zermürbt
von diesen andauernden Überraschungssituationen glaubt er letztendlich
tatsächlich selbst an eine Alieninvasion. Er versteckt sich bei den Psycho-
Docs seiner Sekte zwecks Tiefenanalyse und Therapie.
Das hat fatale Auswirkungen für den Dreh, denn Bowfinger fehlt immer noch
die grandiose Schlußsequenz, in der Kit den monumental-intelligenten
Spruch "Ich mach' Euch fertig, Ihr Schweine!" brüllen soll.
Andere Logistikprobleme werden allerdings auf höchst eigenwillige Weise
gelöst. Die Darsteller für eine Massenszene werden direkt an der
mexikanischen Grenze zwangsrekrutiert, Kameras, Aufheller und Filmmaterial
kurzerhand aus den Lagern des Studios stibitzt - ääh ausgeliehen.
Unterdessen hat Kit Wind von dem Film bekommen. Er läßt sich nicht davon
überzeugen, daß die regentröpfigen Aliens ein Meilenstein in der
Filmgeschichte darstellen werden, weswegen er eine Zusammenarbeit auch
weiterhin komplett ablehnt. Ja, er verlangt sogar die Vernichtung des
bisher mit ihm gedrehten Filmmaterials. Bowfinger ist gefrustet, doch
erneut kommt ihm eine Idee, als er eine Sequenz sieht, in der Kit zwischen
den Laker-Girls steht: Er läßt derart amateurhaft ein Double in den Film
schneiden, daß es eigentlich jedem auffallen dürfte, daß der, der sich da
gerade in die Hose greift, eben nicht Kit ist.
Dermaßen erpresst läßt Kit sich breitschlagen und dreht halt die
Endsequenz mit ihrem Showdown. Der Film wird wider Erwarten ein großer
Erfolg, und Kit streicht mal wieder wahre Lobeshymnen ein, während
Bowfinger und sein Stab bei der Premiere in die äußerste Ecke gedrängt
werden. Tatsächlich hat sich deren Leben nicht sonderlich verändert, und
doch erfüllt sich Bowfingers größter Traum: Ein 'Fed-Ex'-Zustellwagen wird
vor seiner Tür halten und ihm einen Original Fed-Ex-Briefumschlag in die
Hände drücken, in dem sich ein Vertrag für einen neuen Film befindet.
Diesen Vertrag erhält er tatsächlich, und mit neuem Optimismus stürzt er
sich in Hongkong in seine neue Aufgabe: Einen schwachsinnigen Ninja-
Eastern zu inszenieren...
Der Film ist voller Klischees, es fehlt nichts, von dem man auch nur
vermuten könnte, daß es das tatsächlich geben könnte. Die Psycho-Sekte
ähnelt frappant Scientology - und die unerfahrene Nachwuchsmimin und
Provinzlerin, frischweg von der Straße engagiert, schläft sich quer durch
das Filmteam zur Hauptrolle nach oben - bis hin zu Kit Ramsey. Bowfinger
'leiht' sich über einen Mittelsmann, der die Oberklasselimousinen der
Studiobosse eigentlich zum Waschen fahren soll, eben diese als
Vorführwagen bei Finanzierungsgesprächen aus. Ja, er, der prinzipiell
abgebrannte Produzent, scheut nicht einmal davor zurück, von seiner
Hauptdarstellerin Geld für die Besetzung zu verlangen. Und letztendlich
beschafft er sich auch noch deren Kreditkarte und plündert ihr Bankkonto.
Eddie Murphy stellt den Kit Ramsey derart überkandidelt, neurotisch und
cholerisch dar, wie er selbst während seiner erfolgreichen Zeit in den
80er Jahren gewesen sein soll.
Mehrere running gags bereichern ebenfalls dieses Kunstwerk: Bowfinger kann
nirgendwo mit seinem ungedeckten Scheck bezahlen, Eddie Murphy tritt
zeitweilig in einer Doppelrolle als sein eigener tumber Bruder auf, und
von jeder Szene wird prinzipiell nur ein take gedreht.
Es liegt für mich auf der Hand, daß "Bowfingers große Nummer" eine
Reminiszenz an den größten aller Trash-Regisseure darstellt: Ed Wood (Plan
9 from outer space), der Wollpulloverfetischist.
Regisseur Frank Oz (ja, der Erfinnder der "Muppet-Show") setzt mit diesem
Film ein kleines Denkmal für alle ambitionierten Filmemacher, die es
allerdings nie schaffen, populär und erfolgreich zu werden. Seine
Sympathie für diese 'prinzipiellen Loser' wird in jeder Einstellung
deutlich, ja er bewundert diese 'Stehaufmännchen' geradezu. Und das macht
dieses Werk meiner Meinung nach zu etwas besonderem.
Wen Komödien der etwas anderen Art interessieren, dem sei dieser Film sehr
ans Herz gelegt. [Ste]
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