Film: Bowfinger

 


 Titel  Bowfinger
    Bowfinger's Big Thing
 Jahr  1998
 Genre  Komödie
 Regie  Frank Oz
 Darsteller  Christine Baranski
    Heather Graham (I)
    Adam Alexi-Malle
    Robert Downey Jr.
    Jamie Kennedy
    Steve Martin als Bowfinger
    Eddie Murphy als Kit Ramsey
    Barry Newman
    Terence Stamp
    Kohl Sudduth

Steve Martin und Schnattermaul Eddie Murphy in einem Film - kann das gutgehen? Ja, kann es. Selten habe ich mich so amüsiert über Loser, die niemals richtig 'ein Bein an Deck' bekommen können.

Kurz zum Film:

Bowfinger (Steve Martin) ist ein glückloser und kaum erfolgsverwöhnter Filmproduzent in Los Angeles. Obwohl er seine Träume vom "Knaller" immer noch nicht aufgegeben hat, reicht es bei ihm nur zu billigsten Produktionen, die nicht einmal C-Klassenniveau erreichen. Und selbst diese Zeiten sind inzwischen lange vorbei.

Doch eines Tages liest er das Script eines mindestens genauso unbegabten Drehbuchautors, der im wahren Leben in einer Imbißbude kellnert. Bowfinger ist sofort Feuer und Flamme, und selbst seine ihm immer noch treu ergebenen, allerdings ebenfalls abgehalfterten, Schauspieler sind von dem Projekt begeistert. Schnell wird ihnen aber klar, daß sie als Hauptdarsteller einen zugkräftigen Namen benötigen. Da der Film von 'regentropfenähnlichen Aliens, die die Welt bedrohen' handelt, kommt nur ein Action-Held infrage. Und wie der Zufall es will, ein solcher lebt gerade in LA: Kit Ramsey (Eddie Murphy), ein Garant für Blockbuster. Mit allen möglichen Tricks versucht Bowfinger an ihn heranzukommen. Doch welche Schmach: Kit ist überhaupt nicht interessiert an dem Film. Genaugenommen ist er eigentlich überhaupt nicht an Filmen interessiert, sondern nur an einer Psycho-Sekte, die ihn von seinen Wahnvorstellungen befreien soll. Seine geistigen Probleme werden schnell bekannt: Er hat tierische Angst vor Außerirdischen, die ihn bedrohen könnten. Außerdem wird er beherrscht von dem Gedanken, den LA-Lakers-Girls seinen Dödel zu zeigen. Ja, tatsächlich!.

Nun ist aber Bowfinger nicht so schnell kleinzukriegen. Weil Kit nicht freiwillig mitmacht, muß er eben unfreiwillig die Hauptrolle übernehmen. Und so beginnt der Dreh mit seinen Amateurschauspielern und mit Kit Ramsey, der von alldem natürlich keine Ahnung hat. Mittels eines Informanten in Kits Major-Studio erfährt Bowfinger immer, wo sich Kit gerade aufhält. Prompt düst die Crew samt Ausrüstung - allzeit bereit! - zu dem Ort, an dem Kit erwartet wird.

Kleinere Hindernisse, etwa Polizisten, die eine Drehgenehmigung sehen wollen, werden gnadenlos bequatscht, bis sie eine einfache Nebenrolle in dem Film annehmen - und die Anzeige vergessen.

Kit hingegen versteht die Welt nicht mehr. Dauernd stürzen irgendwelche Fremden auf ihn zu, die ihn beschwören, sie vor der Alieninvasion zu schützen und zu retten. Egal wo er gerade ist, ob im Restaurant, ob auf der Straße, ob vor seinem Grundstück, ob in einer Tiefgarage, immer und immer wieder nutzt Bowfinger seine Chance, Kit in den absurdesten Situationen zu filmen. Allerdings dreht nun der Actionheld durch. Zermürbt von diesen andauernden Überraschungssituationen glaubt er letztendlich tatsächlich selbst an eine Alieninvasion. Er versteckt sich bei den Psycho- Docs seiner Sekte zwecks Tiefenanalyse und Therapie.

Das hat fatale Auswirkungen für den Dreh, denn Bowfinger fehlt immer noch die grandiose Schlußsequenz, in der Kit den monumental-intelligenten Spruch "Ich mach' Euch fertig, Ihr Schweine!" brüllen soll. Andere Logistikprobleme werden allerdings auf höchst eigenwillige Weise gelöst. Die Darsteller für eine Massenszene werden direkt an der mexikanischen Grenze zwangsrekrutiert, Kameras, Aufheller und Filmmaterial kurzerhand aus den Lagern des Studios stibitzt - ääh ausgeliehen.

Unterdessen hat Kit Wind von dem Film bekommen. Er läßt sich nicht davon überzeugen, daß die regentröpfigen Aliens ein Meilenstein in der Filmgeschichte darstellen werden, weswegen er eine Zusammenarbeit auch weiterhin komplett ablehnt. Ja, er verlangt sogar die Vernichtung des bisher mit ihm gedrehten Filmmaterials. Bowfinger ist gefrustet, doch erneut kommt ihm eine Idee, als er eine Sequenz sieht, in der Kit zwischen den Laker-Girls steht: Er läßt derart amateurhaft ein Double in den Film schneiden, daß es eigentlich jedem auffallen dürfte, daß der, der sich da gerade in die Hose greift, eben nicht Kit ist.

Dermaßen erpresst läßt Kit sich breitschlagen und dreht halt die Endsequenz mit ihrem Showdown. Der Film wird wider Erwarten ein großer Erfolg, und Kit streicht mal wieder wahre Lobeshymnen ein, während Bowfinger und sein Stab bei der Premiere in die äußerste Ecke gedrängt werden. Tatsächlich hat sich deren Leben nicht sonderlich verändert, und doch erfüllt sich Bowfingers größter Traum: Ein 'Fed-Ex'-Zustellwagen wird vor seiner Tür halten und ihm einen Original Fed-Ex-Briefumschlag in die Hände drücken, in dem sich ein Vertrag für einen neuen Film befindet. Diesen Vertrag erhält er tatsächlich, und mit neuem Optimismus stürzt er sich in Hongkong in seine neue Aufgabe: Einen schwachsinnigen Ninja- Eastern zu inszenieren...

Der Film ist voller Klischees, es fehlt nichts, von dem man auch nur vermuten könnte, daß es das tatsächlich geben könnte. Die Psycho-Sekte ähnelt frappant Scientology - und die unerfahrene Nachwuchsmimin und Provinzlerin, frischweg von der Straße engagiert, schläft sich quer durch das Filmteam zur Hauptrolle nach oben - bis hin zu Kit Ramsey. Bowfinger 'leiht' sich über einen Mittelsmann, der die Oberklasselimousinen der Studiobosse eigentlich zum Waschen fahren soll, eben diese als Vorführwagen bei Finanzierungsgesprächen aus. Ja, er, der prinzipiell abgebrannte Produzent, scheut nicht einmal davor zurück, von seiner Hauptdarstellerin Geld für die Besetzung zu verlangen. Und letztendlich beschafft er sich auch noch deren Kreditkarte und plündert ihr Bankkonto. Eddie Murphy stellt den Kit Ramsey derart überkandidelt, neurotisch und cholerisch dar, wie er selbst während seiner erfolgreichen Zeit in den 80er Jahren gewesen sein soll.

Mehrere running gags bereichern ebenfalls dieses Kunstwerk: Bowfinger kann nirgendwo mit seinem ungedeckten Scheck bezahlen, Eddie Murphy tritt zeitweilig in einer Doppelrolle als sein eigener tumber Bruder auf, und von jeder Szene wird prinzipiell nur ein take gedreht. Es liegt für mich auf der Hand, daß "Bowfingers große Nummer" eine Reminiszenz an den größten aller Trash-Regisseure darstellt: Ed Wood (Plan 9 from outer space), der Wollpulloverfetischist.

Regisseur Frank Oz (ja, der Erfinnder der "Muppet-Show") setzt mit diesem Film ein kleines Denkmal für alle ambitionierten Filmemacher, die es allerdings nie schaffen, populär und erfolgreich zu werden. Seine Sympathie für diese 'prinzipiellen Loser' wird in jeder Einstellung deutlich, ja er bewundert diese 'Stehaufmännchen' geradezu. Und das macht dieses Werk meiner Meinung nach zu etwas besonderem.

Wen Komödien der etwas anderen Art interessieren, dem sei dieser Film sehr ans Herz gelegt. [Ste]

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